9. Hilfstransport
15. bis 21. März 2023
Am 15.3 sind wir am späten Nachmittag mit unserem neunten Hilfstransport in
Richtung Odesa gestartet. Mit dem Magirus
Deutz, welcher zur fahrenden Krankensta-
tion für 3 Patienten umgebaut wurde, sind
wir etwas früher gestartet um mit den an-
deren Fahrzeugen gleichzeitig am
polnischen Zoll anzukommen.
Allen vorherigen Bedenken und
Schraubereien zum Trotz hat der LKW fein
durchgehalten.
Wie geplant haben wir uns als gesamtes
Team an der letzten Tankstelle vor der
PL/UA Grenze zusammengefunden, die
Fahrzeuge getankt und einen Kaffee
getrunken.
Danach ging es zusammen zu dem auch für
LKW zugelassenen Grenzübergang. Nachdem
wir die üblichen Wartereien hinter uns ge-
bracht hatten, standen wir frohen Mutes vor
der polnischen Schranke. Hier wurden wir
aber eines besseren belehrt. Der auf 7,49t
abgelastete LKW sei zu schwer für einen
PKW und zu leicht für einen LKW.
Etwas verärgert ob der polnischen Willkür, ging es dann zu einem anderen kleineren
Grenzübergang. Aber auch hier wurde es nicht leicht; angeblich waren die Zollpa-
piere für die zwei Fahrzeuge falsch deklariert. Nach Rücksprache mit unserem
Experten und dem Erklären des Europäischen Rechts wurden wir vom polnischen
Zöllner abgefertigt. Leider haben wir durch diese sinnlose Aktion auf polnischer Seite
über 15 Stunden an Zeit verloren. Zeit, welche wir dringend für die Fahrt nach
Odessa außerhalb der Sperrstunden benötigten.
Also mussten wir eine Nachtfahrt einlegen. Aber auch das funktioniert Dank guter
Kontakte.
Nach einer kurzen Ruhepause ging es nun
die letzten Kilometer bis Odesa.
Auch die Berge vor Odesa meistert unser
Moby Dick sowie alle anderen Fahrzeuge
ohne Pannen souverän.
Vor unserem kleinen Hotel direkt am
schwarzen Meer konnten wir die Fahrzeuge
abstellen und den dringend benötigten
Schlaf zu uns nehmen.
Vorher mussten wir allerdings die Fahrzeuge
umpacken, da der LKW und der VW-Bus
noch für den Einsatzzweck lackiert werden
mussten. Durch kleine Gäßchen und tiefste-
henden Bäumen wurde der LKW von uns
zur Lackkünstlerin gefahren.
Am nächsten Morgen ging es um 6 Uhr aus
den Federn, um zu unserem Patenkinder-
heim im Raum Cherson zu fahren.
Um die gesamten Hilfsgüter mitnehmen zu
können, hatten wir noch einen Anhänger
vor Ort organisiert.
Über sehr schlechte Wege ging es an
Kernkraftwerken
und zerbombten Häusern vorbei zum
Zielort.
Wir konnten neben zahlreichen Hygien-
eartikeln, technischem Gerät aber auch
Spielzeug und Freizeitgeräte für den
Außenberreich auch eine Großküchenein-
richtung mit entsprechenden Maschinen
aus dem Gastronomiebedarf mitbringen.
Hierfür vielen Dank an alle unsere Unter-
stützer und die Lionsclubs Essen-Stadtwald
und Herdecke, die diese Patenschaft
großzügig unterstützen.
Das leuchten in den Augen dieser Kinder,
die schon schon soviel schlimmes erleben
mussten ist mit nichts zu bezahlen.
Als Sie dann noch zusammen mit dem
Sohn von Val die ukrainische National-
hymne für uns gesungen haben, wurde es
noch emotionaler.
Weitere Hilfsgüter waren für ein Kranken-
haus in der Region Cherson bestimmt.
Nachdem wir wieder heil und mit vielen Ein-
drücken in Odesa angekommen sind, wurde
noch zusammen zu Abend gegessen und
eine weitere Nacht in dem kleinen Hotel
übernachtet.
Sieben Leute von uns (Hartmut, Michael,
Markus, Bruno, Freddie, Julian und Leonie)
haben am nächsten Morgen in einem VW-
Bus den Heimweg angetreten.
Daniel und Nathanael hatten allerdings noch eine weitere und nicht ganz unge-
fährliche Fahrt vor sich. Abends in Odesa gestartet ,
sind sie am Morgen zusammen mit unseren ukrainis-
che Freunden vom Militär in der Region Donezk
angekommen. Der zum Krankenwagen umgebaute
Truck wurde an eine Sanitätseinheit übergeben.
Den VW Bus sowie zahlreiche Inverter Generatoren, Eco Flows und zahlreiche
weitere Hilfsgüter haben wir direkt an der Front in Wuhledar an unsere Freunde
übergeben. Nachdem sie sicher aus dem Frontgebiet hinausbegleitet wurden, hatten
die Beiden einen langen Rückweg von über 30 Stunden nach Deutschland.
Zu Hause in Frieden und Sicherheit.
Gestern noch waren wir an einem Ort, an
dem die Menschen dies nicht haben. Im
Gegenteil wir sahen mit eigenen Augen und
konnte höhren und fühlen, was es heißt,
wenn Mutige und ehrbare Menschen unter
Einsatz Ihres Lebens für Frieden und Freiheit
kämpfen.
Heute vor drei Tagen sahen wir die
Auswirkungen dieses Krieges auf die
Schwächsten und Unschuldigsten Opfer
dieses Krieges nämlich die Kinder.
Heute vor vier Tagen konnten wir sehen wie ein ganzes Land und eine tolle Stadt wie
Odessa trotz Krieg alles dafür tut zu bestehen und alle dazu beitragen, das dieses
Land bestehen kann.
Nur sechs Tage aber sechs Tage, die unserem Leben entfernt wie eine Ewigkeit
vorkommen.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht nachlassen und es niemals in
Vergessenheit gerät, was diesem Land mit all seinen wunderbaren Menschen
angetan wird und zu was sie gezwungen werden zu tun.
Wir sind dankbar und glücklich über das Vertrauen, dass uns unsere ukrainischen
Freunde schenken.
Wir möchten uns herzlich bei Dr. Dennis Prokofiev, der uns den Kranken LKW
überlassen hat und Dirk Schwier für den VW Bus , welcher zur Bergung von Verwun-
deten genutzt wird bedanken. Beide werden Leben retten.