Von unserem Freund Dr. Dennis Prokofiev aus
Herdecke vermittelt, wurde uns aus Mykolajiv die
Bitte um Hilfe nach sauberem Trinkwasser
herangetragen.
Die Situation vor Ort ist, dass sich in den Wasser-
leitungen der Häuser nur Brackwasser befindet. Dies
ist Flusswasser mit Salzwasser vom Schwarzen Meer
vermischt. Seit der Sprengung von Transformatoren-
und Pumpstationen durch die Russischen Angreifer
ist dies ein großes Problem.
(Quelle).
Auf dem Video kann man die „Wasserqualität“
welche aus der Wasserleitung der Häuser kommt
sehen.
Die Rahmenbedingungen für die Wasseraufbereitung
waren:
•
Das Brackwasser muss von Salz, Keimen und
Krankheitserregern gereinigt und in ein einwand-
freies desinfiziertes Trinkwasser umgewandelt
werden
•
Zeitvorgabe 21 Tage, da der Termin für die näch-
ste Fahrt gesetzt war
•
Tank für die Bevorratung
•
Ausgabestation mit normalem Leitungsdruck für
die Bewohner des Ortes
Da Hartmut in technischen Dingen recht versiert ist,
nahm er sich dieser sportlichen Herausforderung
gern an. Wohl wissend das er damit teilweise für sich
auch Neuland betrat, zog er sich ins Kämmerchen
zurück und konzipierte die Anlage. Dabei war Eile
geboten, da die Zukaufteile allein schon Lieferzeiten
von 3 bis 4 Wochen hatten. Nachdem die Eckdaten
und Details der Anlage feststanden, erfolgte die
Bestellung der Zukaufteile und die Herstellung der
Sonderbauteile.
Halter und Ständer für die Filter wurden von Hartmut
eigenhändig aus Aluminium verschweißt.
Auch die Rohrleitungen aus Kunststoff wurden von
ihm in Nachtarbeit zugesägt und verklebt.
Die letzten Artikel aus den Bestellungen wurden am
Abreisetag geliefert. Damit also eine Punktlandung
und auch ein Erfolg der guten
Lieferantenbeziehungen.
Wie bei allen Fahrten üblich, trafen wir uns einen Tag
vor der Abfahrt um die Fahrzeuge zu beladen. Mit
vereinten Kräften von Daniela, Nathanael, Michael,
Hartmut und Daniel erfolgte das Füllen unseres Vere-
inssprinters. Eine Herausforderung war der 2000
Liter fassende Tank. Da grundsätzlich jeder
Qubikzentimeter Platz ausgenutzt werden muss,
wurden Hilfsgüter wie Medikamente aus den Kartons
in Tüten verpackt und in den Tank gestopft. Nach-
dem dieser voll und auch ordentlich schwer war,
erfolgte das Verstauen mittels Stapler und vereinten
Kräften. Schlussendlich war dann alles drin was mit
musste.
Voll motiviert starteten Abends gegen 22 Uhr Daniel
und Hartmut auf direktem Weg nach Mykolajiv.
Die Einreiseformalitäten waren an der polnisch /
ukrainischen Grenze in einer halben Stunde erledigt.
In der Ukraine fuhren sie die gesamte Nacht durch,
um dann morgens um 5 Uhr 30 am Zielort
anzukommen.
Anna, unsere Kontaktperson in Mykolajiv wurde von
Daniel mit seiner sanften Stimme ;-) aus dem
Schlaf gerissen. Trotzdem lud Sie die Männer zu sich
nach Hause ein, um sie mit einem leckeren Früh-
stück zu verwöhnen. Danach ging es dann an den
Ort der Installation. Die Handwerker hatten alles
nach Hartmuts Zeichnungen vorbereitet. Einzig die
Elektrik musste noch fertiggestellt werden.
Das Kernstück der Anlage, die Reverse Osmose Sta-
tion wiegt allein 300kg. Diese wurde extra hinten im
Sprinter plaziert, um das Entladen leichter zu gestal-
ten. Da ein Stapler nicht verfügbar war, wurden zwei
Holzbohlen untergeschoben und das Gerät mit 6
gestandenen Männern an 4 Ecken aus dem Auto
gehievt.
Alles was vorher an Hilfsgütern mühevoll in den Tank
geschafft wurde, musste nun auch wieder raus.
Zum Schluss krabbelte Hartmut durch die 40cm
Deckelöffnung um die letzten Sachen heraus zu
holen und danach einmal durch den Tank zu wischen.
Währenddessen waren auch schon alle Teile der An-
lage von den fleißigen Helfern in den Keller
transportiert worden. Nachdem dort alles plaziert
worden war, ging es an das Befüllen der Filter mit
Kies und Aktivkohle sowie der Installation der
Rohrleitungen. Leider war der ursprüngliche kommu-
nizierte Platzbedarf 1 Meter breiter gewesen als nun
vor Ort. Aber auch dafür fand sich eine Lösung.
Nachdem die Hardware stand, und 16 Stunden ins
Land gegangen waren, war bei Hartmut dann auch
„die Luft raus“. Daniel, welcher zwischendurch noch
etwas in Odesa erledigen musste, kam ihn dann
abholen. Die Nacht und der darauf folgende Tag ging
für die Erholung von den Strapazen der Tour drauf.
An diesem Donnersttag kamen dann auch Leonie
(Hartmuts Tochter) und ihr Lebensgefährte Julien mit
dem Pickup, sowie Nathanel mit dem Krankenwagen
gegen 14 Uhr an. Michael und Christian über-
nachteten am Tierheim und wurden erst einen Tag
später in Mykolajiv erwartet.
Da an diesem Tag ein Nationalfeiertag (Tag der
Flagge der Ukraine) war, feierten die „Nachbarn“
diesen Nachts mit einem „Feuerwerk“.
Am Freitag sind wir dann alle zusammen aufge-
brochen um uns um 9 Uhr mit Michael und Christian
in Mykolajiv zu treffen. Hier wurden dann die
Krankenwagen und die Medikamente und ein Teil der
Hilfsgüter übergeben.
Hartmut durfte allerdings beim Entladen keine große
Hilfe sein, da er von den „Einheimischen“ gekidnappt
wurde und in den Keller seiner Anlage zurück ge-
bracht wurde.
Hier musste er noch die Sensoren verkabeln,
Trägerkonsolen verdübeln und die Parameter der
eimzelnen Steuerungen einstellen.
Später kam dann der Rest der Truppe dazu, um sich
das „Dingens“ auch einmal live anzuschauen. Bis auf
Leonie und Julien fuhren sie danach wieder zurück
nach Odessa.
Hartmut, verschwitzt und schmutzig von der Arbeit,
war dann sehr überrascht als plötzlich ein sehr
besonderer Gast im Raum stand. Der Gouverneur
der Oblast Mykolajiv, Vitalij Kim persönlich gab sich
die Ehre und ließ sich den Zweck und die Funktion
der Wasseraufbereitungsanlage erklären. Nach
einem freundlichen Händeschütteln entschwand er
wieder zu weiteren Terminen.
Abends lief dann die Anlage zum ersten Mal und man
konnte sauberes Wasser verkosten.Einhellig kam
man zu der gleichen Meinung, das dieses Wasser
köstlicher als das Mineralwasser aus den Flaschen sei
!
Dieses Erfolgserlebnis und die tatsächliche Bere-
icherung für die Einwohner musste gefeiert werden.
Anna und Mikhail luden uns zum Essen an den
Werften am Fluß ein. Es gab ein tolles Essen, leck-
eres Bier und reichlich Gorilka.
Danach übernachteten die Drei in einem
Studentenwohnheim.
Morgens erfolgte eine Kontrolle der Anlage. Der Tank
war voll mit klarem Wasser, alles lief einwandfrei und
im Rahmen der angedachten Parameter.
Die Wasserausgabe für die Einwohner von Mykolajiv
wurde nach außen gelegt, so daß hier sauberes
Trinkwasser in die mitgebrachten Gefäße gezapft
werden kann.
Nach einer herzlichen Verabschiedung ging es mit
dem Vereins-Sprinter auf die Rückfahrt Richtung
Odesa. Wir sind uns sicher, das wir uns wiedersehen!
Die Anlage, welche einen Wert von ca. 55000 Euro hat
wurde zu 27 % durch Spenden
und die restliche Summe mittels Sachleistungen von Hart-
mut Rüggeberg finanziert.
12. Hilfstransport
22. - 29. August 2023
Brackwasser-Entsalzungsanlage für Mykolajiv